
Das Asow-Stahlwerk ist einer der dunkelsten Orte der Welt. Zuletzt war das Werk das Symbol des Widerstands der Ukrainer:innen in Mariupol geworden. Bis vor wenigen Tagen hielten sich dort zahlreiche Zivilisten und Soldaten auf – insgesamt mehr als 1.000 Menschen. Sie waren die letzten Verteidiger der Stadt am Asowschen Meer. An der Evakuierung der Soldaten waren unter anderem auch das Internationale Rote Kreuz und die Vereinten Nationen beteiligt gewesen.
Noch wochenlanger Blockade wurden am Montag die teils schwer verwundeten ukrainischen Soldaten aus dem Asow-Stahlwerk geholt. Unter den ukrainischen Soldaten befanden sich 53 Schwerverletzte. Die Verletzten wurden in ein Krankenhaus in der russisch kontrollierten Stadt Novoasowsk gebracht, die sich etwa 32 Kilometer östlich des Stahlwerks befindet. Die anderen Soldaten wurden zunächst in ein Gebiet gebracht, das von Russland kontrolliert wird. Am Montagabend teilte Russland mit, dass die Kriegsgefangenen aus dem Asow-Stahlwerk nicht wie ursprünglich angedacht gegen gefangene russische Soldaten ausgetauscht werden sollen. Am 26. Mai soll der Oberste russische Gerichtshofs das Asowsche Regiment als terroristische Organisation anerkennen, teilte die russische RIA Novosti mit. Dadurch könnten die ukrainischen Soldaten verurteilt und eingesperrt werden. Der Chef des russischen Parlaments bezeichnete die ukrainischen Kämpfer als „Nazi-Verbrecher“. Russland bezeichnete die mutigen ukrainischen Helden des Asow-Stahlwerks als „Kriegsverbrecher, die vor Gericht gebracht werden müssen“.
Am Montag endete die russische Belagerung des Stahlwerks. Der Kommandeur des ukrainischen Sonderregiments Asow sagte am Montag, dass sein Regiment alle Befehle ausgeführt habe und die russische Armee 82 Tage lang abgelenkt hat. Die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin teilte mit, dass dank der Verteidiger von Mariupol wichtige Zeit gewonnen wurde, um Reserven zu bilden und Kräfte neu zu gruppieren.
Unterdessen wurde das Gebiet rund um Lviv (Lemberg) erneut zum Ziel russischer Luftangriffe.