
Am Wochenende, nach dem die russische Armee sich aus dem Kiewer Vorort Butscha zurückgezogen hat, wurde das Ausmaß des Angriffs sichtbar. Hunderte Leichen von Zivilisten wurden auf den Straßen und in den Häusern aufgefunden. Mindestens 280 Zivilisten sollen in Massengräbern bestattet worden sein. Es handelt sich um Gräueltaten – schwere Kriegsverbrechen. Auf Bildern ist zu erkennen, wie gefesselte Menschen erschossen worden sind. Die Bundesregierung reagierte in einer ersten Maßnahme damit, dass 40 russische Diplomaten ausgewiesen wurden und zu unerwünschten Personen erklärt worden sind. Begründet wurde dies damit, dass die russischen Diplomaten eine Bedrohung für diejenigen darstellen, die in Deutschland Schutz suchen. Sie haben nun fünf Tage Zeit um Deutschland zu verlassen. Litauen hat den russischen Botschafter des Landes verwiesen.
Nach dem Bekanntwerden des Massakers hat der ukrainische Präsident Selenskyj am Montag Butscha besucht. Hier wurden Bewohner von russischen Truppen regelrecht hingerichtet. Kiews Bürgermeister Klitschko sprach von einem Völkermord. Polens Regierungschef Morawiecki fordert, dass die Taten als Völkermord geahndet werden. Der Internationale Strafgerichtshof hat Ermittlungen eingeleitet. Polen fordert, dass der Völkermord hart bestraft wird.
Die Europäische Union bereitet unterdessen neue Sanktionen gegen Russland vor. Welche Strafmaßnahmen vorbereitet werden, war am Montagabend noch unklar. Moskau bestreitet die Gräueltaten. Der russische Außenminister Lawrow beschuldigte die Ukraine die Lage in der Stadt Butscha inszeniert zu haben.
Trotz der schweren russischen Kriegsverbrechen lehnen Österreich und Deutschland noch immer Gas- und Ölsanktionen ab, die längst überfällig sind. Als Grund wird die starke Abhängigkeit von russischem Öl und Gas genannt. Bundespräsident Steinmeier räumte in diesem Zusammenhang erstmals Fehler in der Russland-Politik zu.
Unterdessen meldete der britische Militärgeheimdienst, dass die schweren Kämpfe in Mariupol fortgesetzt werden. Russische Truppen versuchen weiterhin die Hafenstadt einzunehmen. Die Lage in der Stadt ist katastrophal. Auch hier kam und kommt es täglich zu schwersten Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Das Internationale Rote Kreuz brach am Montag erneut eine Fahrt nach Mariupol ab.