
In der Nacht zu Montag ist die Essener Feuerwehr zu einem Brand ins Westviertel gerufen worden. Der erste Anrufer meldete ein Feuer auf einem Balkon. Bis zum Eintreffen der ersten Kräfte der nahegelegenen Feuerwache Mitte hatte sich die Lage dramatisch zugespitzt. Das in der Nacht in ganz NRW wütende Sturmtief „Antonia“ sorgte dafür, dass sich das Feuer rasend schnell über die im Wind liegende Fassade und Balkone ausbreitete. Das im Viertelkreis errichtete Gebäude (Fassadenlänge Innen etwa 65 Meter) mit viereinhalb Geschossen ist mit einer Wärmedämmverbundfassade ausgestattet. Die Balkone haben eine vorgehängte Kunststoffbekleidung und ebensolche Abtrennungen untereinander. Das Feuer lief, durch den Wind beschleunigt, an der Fassade hoch und zur linken Seite weg, drang über geborstene Fensterscheiben in die Wohnungen ein, zerstörte dort alles und ließ auf der Außenfassade (Fassadenlänge rund 80 Meter) ebenfalls Scheiben bersten. Auch hier kam es zu erheblichen Schäden an der Fassade. Selbst an 15 Metern entfernt stehenden Gebäuden ließ die Wärmestrahlung Rollläden schmelzen und Scheiben bersten. Die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot vor Ort. Die verwaisten Wachen im Stadtgebiet besetzten Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr, um den Brandschutz zu gewährleisten. Es war auch damit zu rechnen, dass zeitgleich Sturmschäden an anderer Stelle gemeldet wurden. Erst in den Morgenstunden war das Feuer unter Kontrolle. Am Montag liefen Nachlöscharbeiten, die Brandursachenermittler der Kriminalpolizei waren vor Ort, konnten jedoch noch nicht ins Gebäudeinnere. Der Wohnkomplex ist einsturzgefährdet, sodass zwei Drittel des Gebäudes nicht betreten werden können. Die Nachlöscharbeiten können sich also hinziehen, weil im Inneren immer wieder Teile aufflammen. Insgesamt waren 150 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr im Einsatz. Insgesamt haben 128 Einwohner ihre Wohnung und viele von ihnen auch ihr Hab und Gut verloren. Anwohner berichten von einem regelrechten Inferno.
Durch das schnelle Eingreifen der Rettungskräfte wurde niemand ernsthaft verletzt. Ein paar Bewohner mussten mit Rauchgasvergiftungen in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Die Brandursache ist noch unklar. Das zerstörte Mehrfamilienhaus wurde 2015 erbaut und war gemäß den Bauvorschriften mit Brandschutztüren gegen eine schnelle Ausbreitung eines Feuers ausgestattet. Der Ministerpräsident von NRW, Hendrik Wüst, schrieb auf Twitter: „Die Nachrichten aus Essen sind erschütternd. Viele Menschen haben über Nacht ihre Wohnung, Hab und Gut verloren.“