Schutzsuchende leben im Elend auf Lesbos: Massive Proteste gegen eine überforderte Regierung

Symbolfoto: © Andreas Hermsdorf | pixelio.de

Auf der griechischen Insel Lesbos leben Schutzsuchende unter miserablen, unmenschlichen Bedingungen. Das Camp Moria wurde einst für 2.800 Menschen erbaut. Inzwischen leben dort 18.000 Menschen – Menschen, die Olivenbäume fällen müssen, um sich daraus Hütten zu bauen. Die konservative griechische Regierung hat die Schutzsuchenden im Stich gelassen und teilte zuletzt immer wieder mit, dass strikter gegen die Menschen vorgegangen werden soll. Es ist geplant geschlossene Lager auf mehreren griechischen Inseln zu bauen – Gefängnisse. Auch auf Lesbos ist die Errichtung eines geschlossenen Lagers geplant. Aufgrund dieser Planungen kam zu schweren Straßenschlachten mit den Bewohnern der Insel. Sie möchten, dass die Schutzsuchenden so schnell wie möglich die Insel verlassen und auf das Festland gebracht werden. Die Polizei setzte Gummigeschosse und Tränengas gegen die aufgebrachten Menschen ein.

Der Bürgermeister von Lesbos sagte, dass die Zustände auf der Insel unhaltbar sind. Die Schutzsuchenden auf Lesbos hoffen vergeblich auf Sicherheit und Schutz. Die Menschen in dem Camp verlieren die Hoffnung. Neu ankommenden Schutzsuchenden wird keinerlei Hilfestellung geboten – sie müssen sich selbst durchschlagen und für eine Übernachtungsmöglichkeit sorgen. Da bleibt oft nur das Fällen von Olivenbäumen.

Auf der griechischen Insel Samos leben im Camp „Vathy“ mindestes 8.000 Schutzsuchende. Das Camp bietet jedoch lediglich Platz für 650 Menschen.

In den Camps auf Lesbos und Samos gibt es weder Strom noch fließend Wasser. Als Toiletten dienen aufgestellte Container am Rande der Camps, die von Hilfsorganisationen aufgestellt wurden. Die Menschen dort leben im Elend.

Eine Mitarbeiterin der Hilfsorgansirtation „Ärzte ohne Grenzen“, Valeska Cordier, war auf den beiden Inseln und schreibt dazu: „Noch nie habe ich mich so geschämt, wie in den Tagen, die ich in den Flüchtlingscamps auf den griechischen Inseln verbracht habe. Und nach diesen Tagen auf Samos und Lesbos lassen mich verschiedene Fragen nicht los: Wo bleibt der gesellschaftliche Aufschrei? Wie konnten die entsetzlichen Bedingungen, unter denen Zehntausende Schutzsuchende in Europa überleben müssen, zu einer Art Normalität werden? Menschen, die Jahr um Jahr zwischen Ratten und Müll sich selbst überlassen werden. Wie konnten wir uns daran gewöhnen, dass dies auf diesem reichen Kontinent geschieht, der sich selbst als Hort des Friedens, als Verteidiger der Menschenrechte betrachtet? Wie können wir es unseren Politiker*innen durchgehen lassen, dass es keine sofortige Lösung für die Geflüchteten gibt?