
Die Neu-Ulmer-Journalistin Meşale Tolu wurde am Montag aus der Untersuchungshaft entlassen. Ein Gericht hatte am Montagmittag ihre Freilassung angeordnet. Sie wurde vom Gerichtsgebäude aber zunächst in eine Polizeiwache gebracht, auf der sie weiter festgehalten wurde. Ihr Anwalt sprach von einem absurden Versteckspiel. Der deutsche Botschafter in der Türkei teilte am Abend mit, dass sie das Gebäude inzwischen unter dem Applaus von mehreren Unterstützern, die vor der Polizeiwache gewartet haben, verlassen durfte. „Ich bin müde, aber glücklich“, sagte Tolu in Gegenwart ihrer Anwälte in Istanbul. Die deutsche Journalistin wurde jedoch unter Auflagen freigelassen und darf die Türkei bis zum Urteilsspruch nicht verlassen. Sie muss sich außerdem jeden Montag bei den Behörden melden.
Bundeskanzlerin Merkel sieht in der Freilassung von Tolu nur eine bedingt gute Nachricht, weil der Prozess gegen sie weitergeführt wird. Acht deutsche Journalisten, darunter auch Deniz Yücel, werden weiterhin in der Türkei im Gefängnis festgehalten.
Tolu wird die Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen. Ihr und 17 weiteren türkischen Angeklagten drohen im Falle einer Verurteilung in der Türkei bis zu 20 Jahre Haft.