
Vor dem Landgericht in Darmstadt hat am Freitag der Prozess gegen den 18-jährigen Schläger von Tugçe begonnen. Der Täter Sanel M. hat die Tat gestanden und sich bei der Familie seines Opfers entschuldigt. Ob er es ehrlich meinte ist unklar. Sanel M. verbirgt sein Gesicht vor der Öffentlichkeit, als er am Freitagmorgen um 9.13 Uhr den Gerichtssaal durch einen Seiteneingang betrat. Zu dem Zeitpunkt sind zahlreiche Objektive von Pressefotografen auf ihn gerichtet. Nachdem alle Fotos geschossen sind, muss die Presse den Sitzungssaal wieder verlassen. Dies war am Freitag nach etwa einer Minute der Fall. Anschließend verließ die Presse den Saal und die Anklage wird nüchtern verlesen. Die Ereignisse am 15. November 2014 werden zusammengefasst erläutert: Auf der Damentoilette einer McDonald’s-Filiale in Offenbach kam es zu einem Streit zwischen zwei dreizehnjährigen Mädchen und einer Gruppe, zu der auch Sanel M. sowie Tugçe und einige ihrer Freundinnen gehörten. Tugçe und ihre Freundinnen mischten sich in das Geschehen ein, weil sie davon ausgingen, dass die Mädchen belästigt wurden. Auf dem Parkplatz des Schnellrestaurants wurde der Streit schließlich fortgeführt. Dort kam es zu zahlreichen Beleidigungen von mehreren Beteiligten der beiden Gruppen. Plötzlich schlug Sanel M. Tugçe mit der flachen Hand auf die rechte Kopfhälfte. Die 22-jährige Lehramtsstudentin ging ohne Abwehrbewegung zu Boden. Sie erlitt schwere Schädelbrüche und Hirnverletzungen. Zwei Wochen später starb Tugçe im Krankenhaus.
Der Angeklagte Sanel M. sagte vor Gericht: „Ich habe in der Tatnacht der Tugçe eine Ohrfeige gegeben. Dann ist sie umgefallen. Es tut mir unendlich leid, was ich getan habe. Ich habe niemals mit ihrem Tod gerechnet. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was ich der Familie damit für Leid und Schmerzen angetan habe. Es tut mir leid.“ Während seiner Entschuldigung brach Sanel M. mehrfach in Tränen aus.
Der jüngste Sohn sprach für die Familie von Tugçe und sagte, dass seine Schwester fleißig gewesen, hilfsbereit und lebenslustig war. Anschließend schilderte er die Auswirkungen auf seine Eltern, die seit dem Tod ihrer Tochter arbeitsunfähig sind. Ihr ältester Sohn habe die Ausbildung abgebrochen. Er selbst habe sich ein Urlaubssemester genommen, weil er den Druck nicht mehr aushielt.
Vor dem Gericht hielten zu dem Zeitpunkt 50 Freundinnen und Bekannte von Tugçe während des Prozesses eine Mahnwache ab.
Ein Urteil wird in etwa zwei Monaten von der Jugendstrafkammer des Landgerichts in Darmstadt gefällt. Der 18-Jährige ist wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. An ihrem Schicksal von Tugçe hatten hunderttausende Menschen Anteil genommen.