Katastrophe im Mittelmeer: Bis zu 700 Menschen sind bei Schiffsunglück ertrunken

Symbolfoto: © Andreas Hermsdorf | pixelio.de

Im Mittelmeer hat sich zwischen der libyschen und der italienischen Insel Lampedusa erneut eine Flüchtlingskatastrophe ereignet. Die Vereinten Nationen (UN) teilten mit, dass bis zu 700 Menschen vermisst werden und ertrunken sind, nachdem ihr Trawler vor der libyschen Küste gekentert ist. Ein portugiesisches Handelsschiff konnte 28 Überlebende retten und an Bord aufnehmen. Bis Sonntagmittag wurden bereits 20 Leichen geborgen. Das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) sprach von einer Katastrophe, deren Auswirkungen alle bisherigen Flüchtlingsdramen im Mittelmeer übersteigt. Überlebende teilten übereinstimmend mit, dass sich zum Zeitpunkt der Havarie mehr als 700 Menschen an Bord des Schiffs befanden. Das Boot geriet in der Nacht zu Sonntag in Seenot. Die italienische Küstenwache und die Marine befinden sich mit dutzenden Schiffen und Flugzeugen an der Unglücksstelle im Meer. Die Flüchtlinge hatten vor der Havarie noch einen Hilferuf abgesetzt. Daraufhin wurde der portugiesische Frachter von der italienischen Küstenwache angewiesen wurde, seine Route zu verändern. Das Unglück geschah, als sich der Frachter bereits in Sichtweite des Flüchtlingsboots befand und sich bemerkbar machte. Die Bewegung zahlreicher Flüchtlinge brachte das Schiff zum Kentern. Die Besatzungsmitglieder des portugiesischen Handelsschiffes sagten, dass das Schiff vor ihren Augen umgekippt sei. Über die Herkunft der Menschen an Bord ist bisher nichts bekannt. Die Bürgermeisterin von Lampedusa sagte, dass das Mittelmeer zu einem Friedhof geworden sei und Italien sich selbst überlasen ist.

Sollte sich bestätigen, das über 700 Menschen im Mittelmeer ertrunken sind, wäre es das schlimmste Massensterben, das im Mittelmeer jemals geschah. Erst vor wenigen Tagen ertranken mehr als 400 Menschen vor der libyschen Küste (wir berichteten). Es war der bisher traurige Höhepunkt einer nicht endenden Flüchtlingskatastrophe. Es wird befürchtet, dass 2015 noch mehr Flüchtlinge, wie 2014 ankommen werden. Seit Jahresbeginn erreichten bisher mehr als 21.000 Bootsflüchtlinge Italien. Die italienische Regierung bittet schon seit langem um mehr Hilfe aus Europa, um die Flüchtlingskrise unter Kontrolle zu bekommen. Der italienische Regierungschef Renzi fordert von der Europäischen Union einen Krisengipfel. Es wird daran gearbeitet, dass das Treffen Ende nächster Woche stattfinden kann, teilte der Regierungschef mit.