
Die Angriffe auf die türkische Justiz und die Polizei finden kein Ende. Einen Tag nach der Entführung und Ermordung eines Staatsanwalts haben am Mittwoch haben zwei Bewaffnete versucht das Polizeihauptquartier in der türkischen Hauptstadt Istanbul zu überfallen. Eine mit einem Schnellfeuergewehr bewaffnete Frau, die eine Bombe am Körper trug, wurde dabei von Sicherheitskräften erschossen. Beim zweiten Angreifer handelte es sich um einen Mann. Er wurde angeschossen und konnte festgenommen werden. Der türkische Präsident Erdogan gibt sich im Kampf gegen den Terrorismus entschlossen. Die Angreifer gingen mit höchster Brutalität vor und eröffneten bereits am Haupteingang das Feuer. Sicherheitskräfte erwiderten sofort das Feuer.
Unterdessen brach am Mittwochvormittag ein Bewaffneter in die Büroräume der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP ein. Der Mann schlug ein Fenster ein und rief im Gebäude politische Parolen. Den herbeigeeilten Polizisten gelang es den Angreifer zu verhaften. Es wurde niemand verletzt. Die genauen Hintergründe der Tat blieben zunächst unklar. Der Angreifer hisste am Gebäude eine türkische Fahne mit aufgedrucktem Schwert. Diese Kombination der Symbole auf der Fahne ist in dieser Form noch nie von einer politischen Gruppe benutzt worden.
Am Dienstag hatten Linksextremisten einen Staatsanwalt im zentralen Istanbuler Justizgebäude als Geisel genommen. Nach neun Stunden stürmte die Polizei die Räumlichkeiten. Beide Geiselnehmer und der Staatsanwalt kamen dabei ums Leben. Der ermordete Staatsanwalt ermittelte in dem politisch bedeutenden Fall Berkin Elvan. Der 15-Jährige war bei den Gezi-Demonstrationen im Sommer 2013 von einer Tränengaskartusche am Kopf getroffen worden und starb nach neun Monaten im künstlichen Koma. Die Geiselnehmer forderten, dass die Polizisten, die für den Tod Berkin Elvans verantwortlich waren, ein öffentliches Geständnis ablegen. Außerdem forderten sie, dass alle Ermittlungen gegen Demonstranten eingestellt werden. Zu der Tat im Justizgebäude am Dienstag bekannte sich die in der Türkei verbotene Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C). Am Mittwoch wurden in der Türkei rund 30 Anhänger der verbotenen DHKP-C-Bewegung festgenommen. Ihnen wird vorgeworfen ähnliche Aktionen wie die Geiselnahme des Staatsanwalts geplant zu haben. Die DHKP-C-Bewegung steht in den USA und in Europa auf der Terrorliste. Die Gruppe bekannte sich unter anderem zu einem Selbstmordanschlag auf die US-Botschaft in Ankara.