
Frankfurt befindet sich zur Stunde im Ausnahmezustand. Am Mittwoch demonstrieren in Frankfurt tausende Menschen gegen den Neubau der Europäischen Zentralbank (EZB), die am Vormittag ihre neue Zentrale im Osten der Stadt eröffnen wird. Die antikapitalistische Blockupy-Bewegung nimmt das zum Anlass für großangelegte Proteste. Bis 10 Uhr wurden bereits 350 Menschen verhaftet. 88 Polizisten wurden bisher verletzt. Zahlreiche Polizisten wurden mit Steinen beworfen, haben eine ätzende Flüssigkeit oder Reizgas abbekommen. Dutzende Streifenwagen und Stapel von Reifen wurden angezündet. Außerdem wurden Fensterscheiben beschmiert und eingeschmissen. Die Polizei hat 550 Aktivisten in der Frankfurter Innenstadt festgesetzt und eingekesselt. Sie hatten zuvor an verschiedenen Stellen der Stadt teils schwere Straftaten begangen. Die Polizei will die Personalien aufnehmen. Unter anderem wurden Fahrräder der Deutschen Bahn aufeinander geworfen und mit Brandbeschleuniger angezündet. Die Feuerwehr soll während der Löscharbeiten auch mehrfach angegriffen worden sein. Es befinden sich auch Wasserwerfer im Einsatz. Die Polizei erwartet bis zu 10.000 Demonstranten. Am Morgen sollen schon bis zu 15.000 Demonstranten in der Stadt unterwegs gewesen sein. im Franktfurter Ostend gab es am Mittwochvormittag kaum eine Straßenkreuzung an der keine Reifen, Mülltonnen oder Autos brannten.
Einige Demonstranten seilten sich am Mittwochvormittag vom Banken-Turm „Skyper“ ab, um dort Protest-Transparente aufzuhängen. Die Polizei konnte das nicht verhindern.
Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz von Rheinland-Pfalz sagte, dass es nicht sein kann, dass Polizisten einem so hohen Maß an Gewalt ausgesetzt werden. Er verurteilte die massive Gewalt bei dem Protest. Obwohl die Beamten auf einen schwierigen Einsatz vorbereitet waren sind sie überrascht von der Heftigkeit der Ausschreitungen. Ein Polizist sagte, dass die Gewalt in Frankfurt alle Erwartungen übersteigt.
Um kurz nach 11 Uhr traf der EZB-Chef Mario Draghi in der neuen Zentrale ein. Zu der Eröffnungsfeier mit einem kleinen Festakt wurden nur wenige Gäste eingeladen. Von bis zu 25 Teilnehmern war zuletzt die Rede. Gegen 11.30 Uhr eröffnete Draghi das neue Hochhaus. Die Demonstranten versuchen immer wieder das abgesperrte Gelände der EZB zu stürmen. Bisher konnten die Versuche jedes Mal von der Polizei, die dort mit einem Großaufgebot vor Ort ist, abgewendet werden.
Aufgrund der massiven Gewaltwelle der Blockupy-Demonstranten ist der gesamte Straßenbahnbetrieb in Frankfurt eingestellt worden. Auch einige U-Bahnlinien wie beispielsweise die Linie U5 verkehren nicht mehr. Die Buslinien 36, 38, 41 und 44 wurden ebenfalls eingestellt. Außerdem stellten vier Schulen im Frankfurter Osten ihren Schulbetrieb aufgrund der gewalttätigen Proteste ein. Die Schüler wurden am Vormittag wieder nach Hause geschickt. Außerdem stehen die Behörden in Kontakt mit weiteren Schulen. Die Entscheidung, ob die Kinder auf den Nachhauseweg geschickt werden, treffen die Schulleiter.
Es gibt in Frankfurt aber auch singende und tanzende Demonstranten, die keinerlei Gewaltbereitschaft an den Tag legen. Dass die Proteste in Frankfort solche brutalen Ausmaße annehmen, trifft in der Bevölkerung mehr und mehr auf Unverständnis.